Paribus-Schriftzug am Empfang

Wölbern-Fonds verklagen die Anwaltskanzlei Bird & Bird LLP sowie drei Anwälte: vorläufiger Streitwert rund 166 Millionen Euro

29 Wölbern-Fondsgesellschaften sowie der Insolvenzverwalter des Vermögens der Wölbern Invest KG i. I. und der Wölbern Fondsmanagement GmbH i. I. haben beim Landgericht Hamburg eine Klage gegen die Anwaltskanzlei Bird & Bird LLP sowie gegen die Rechtsanwälte Dr. Ole B., Thomas D. und Frank M. eingereicht. Die 264 Seiten umfassende Klage stützt sich auf diverses Fehlverhalten sowohl vertraglicher als auch deliktischer Art. Der vorläufige Streitwert bemisst sich auf rund 166 Millionen Euro.

Die Paribus Fondsdienstleistung GmbH (Paribus Fondsdienstleistung) hat nach der Klage aus dem Dezember 2014 gegen Alfida Treuhand- und Beratungs-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft/Steuerberatungsgesellschaft (Alfida) eine weitere Klage für diverse Wölbern-Fondsgesellschaften initiiert. Eine Klage gegen die Anwaltskanzlei Bird & Bird LLP (Bird & Bird) sowie gegen die Rechtsanwälte Dr. Ole B., Thomas D. und Frank M., drei ehemalige bzw. noch tätige Anwälte von Bird & Bird, ist beim Hamburger Landgericht eingereicht worden.

Die Klage bezieht sich auf sechs Kernpunkte, die diverses Fehlhalten der Beklagten sowohl vertraglicher als auch deliktischer Art umfassen. Die Klagepunkte sind im Einzelnen: 1. Ideengeber der mutmaßlichen Veruntreuungen von Anlegergeldern, 2. Bemäntelung von Veruntreuungshandlungen, 3. Schaffung einer rechtlichen Scheinlegitimation, 4. Unterverschlusshalten sämtlicher Dokumente, 5. Abblocken berechtigter Auskunftsansprüche von geschädigten Anlegern und 6. Irreführung der Strafermittlungsbehörden. Der Streitwert der Klage beläuft sich insgesamt auf rund 166 Millionen Euro: Davon beziehen sich 130 Millionen Euro auf Zahlungsansprüche und 36 Millionen Euro auf Freistellungsansprüche.

264 Seiten Klageschrift und dezidierte Beweisführung

„Bis heute leiden die Wölbern-Fonds unter der unrechtmäßigen Geldentnahme“, erklärt Thomas Böcher, Geschäftsführer Paribus Fondsdienstleistung. Böcher weiter: „Uns ist es ein großes Anliegen zu klären, wer neben Prof. Dr. S. zum Gelingen eines so großen Schadens für die Fondsgesellschaften beigetragen hat. Dieser konnte unseres Erachtens nicht durch eine Person alleine organisiert worden sein. Mit der nun eingereichten Klage gegen Bird & Bird glauben wir, einen wichtigen Schritt in Richtung eindeutiger Haftung für Fehlverhalten zu Lasten zehntausender Anleger getan zu haben. Die 264 Seiten umfassende Klage nebst drei DIN-A4-Aktenordnern mit circa 160 Anlagen gewährleistet eine schlüssige und dezidierte Beweisführung.“ Die Beklagten haben vom Gericht nach Zustellung in der zweiten Januarwoche 2015 zwei Monate Zeit erhalten, die Klage zu erwidern.

Zwölfmonatsbilanz fällt positiv aus

Mit Übernahme des Fonds- und Assetmanagements der Wölbern-Fonds zum 1. Januar 2014 durch die Paribus-Gruppe war vorrangiges Ziel, die Fondsgesellschaften weitestgehend zu stabilisieren. Das Ergebnis der ersten zwölf Monate nach Übernahme ist positiv. 17 Beiratsgremien wurden eingerichtet, 38.000 Anleger werden regelmäßig und detailliert über den Fortgang ihrer Beteiligung informiert. „An der Tagesordnung waren und sind Bankgespräche über Finanzierungen oder Stand-Still-Vereinbarungen und Gespräche mit Mietern über Mietvertragsverhandlungen“, beschreibt Böcher das aktuelle Geschehen und ergänzt: „Diese Gespräche verlaufen durchaus nicht immer geradlinig, aber wir können mit dem Fortschritt der Verhandlungen und dem Ergebnis an den zahlreichen unterschiedlichen Immobilienstandorten zufrieden sein. Die Anleger bestätigen uns dieses mit ihrem Abstimmungsverhalten bei den Gesellschafterbeschlüssen. Dennoch müssen wir leider konstatieren, dass wir die zwei Fondsgesellschaften Wölbern Holland 54 und 55 nicht mehr vor der Insolvenz retten konnten. Die Konstellation in diesen Fonds war einfach nicht mehr zu heilen.“

Maßnahmen in 2015: Verkäufe, Projektentwicklung, Mietvertragsverlängerungen und Darlehensprolongationen

Für das Jahr 2015 ist eine Reihe an Maßnahmen unterschiedlicher Ausprägung bei den Wölbern-Fondsgesellschaften geplant.

Gleich zu Beginn des neuen Jahres 2015 wurde damit begonnen, die Fondsgesellschaft Wölbern Österreich 03 (IFÖ Dritte Immobilienfonds für Österreich GmbH & Co. KG) aufzulösen, da die Fondsimmobilie Ende 2014 verkauft worden ist. Wölbern Österreich 02 (IFÖ Zweite Immobilienfonds für Österreich GmbH & Co. KG) wurde ebenfalls verkauft. Hier können die Anleger mit einem Gesamtmittelrückfluss in Höhe von 105,60 % (abzüglich einer befristeten Sicherheitsrücklage) ihres eingesetzten Eigenkapitals rechnen.

Die Anleger der Immobilie in London (Wölbern England 01 – Erste IFE geschlossener Immobilienfonds für England GmbH & Co. KG) haben eine Projektentwicklung und Restrukturierung des Gebäudes beziehungsweise einen Verkauf, sobald sich eine gute Gelegenheit bietet, beschlossen. Ziel ist es, am umkämpften Londoner Büroimmobilienmarkt eine wettbewerbsfähige Immobilie zu entwickeln, die interessant für langfristig orientierte Investoren sein soll.

Für Wölbern Holland 66 (Sechsundsechzigste IFH geschlossener Immobilienfonds für Holland GmbH & Co. KG) wird derzeit bereits eine Anschlussvermietung ab Oktober 2018 mit dem Mieter Airbus Defence & Space für eine Fläche von circa 6.200 m² verhandelt. Bei Wölbern Holland 58 (Achtundfünfzigste IFH geschlossener Immobilienfonds für Holland GmbH & Co. KG) und bei Wölbern Holland 59 (Neunundfünfzigste IFH geschlossener Immobilienfonds für Holland GmbH & Co. KG) werden finale Gespräche mit jeweils staatlichen Mietern geführt: bei Wölbern Holland 59 mit dem staatlichen Arbeitsamt zur Nachvermietung von circa 10.000 m² ab April 2016 für eine Laufzeit von fünf Jahren und bei Wölbern Holland 58 mit einem ebenfalls staatlichen Mieter über eine vermietbare Fläche von ebenfalls 10.000 m².

Darlehensprolongationen liegen bei Wölbern Holland 66 (Sechsundsechzigste IFH geschlossener Immobilienfonds für Holland GmbH & Co. KG) und 67 (Siebenundsechzigste IFH geschlossener Immobilienfonds für Holland GmbH & Co. KG) unterschriftsreif vor.